Kita und Schule in der Praxis – zu Besuch bei der LernWert gGmbH in Wismar

Als Landtagsabgeordneter immer ein offenes Ohr für die Herausforderungen in unserer Stadt, hatte ich wieder einmal unsere Ministerin für Soziales, Integration und Gleichstellung, Stefanie Drese zu einem Vor-Ort-Termin eingeladen. Am 23. Oktober durften wir einen authentischen Blick in die Welt der Förderung unserer Kleinsten werfen.

Der auffällige Holzrahmenbau am Wismarer Mühlenteich beherbergt mit der in 2015 gegründeten LERNWERT gGmbH sowohl die Integrative Kita „Stadtspatzen“ als auch das „Pädagogische Forum“, in dem auf innovative Weise Sozialassistent*innen und Erzieher*innen ausgebildet werden. Die beiden Geschäftsführerinnen Dörte Joost und Anja Graeff sind hier jeweils auch Kita- bzw. Schulleiterin. Sie führen uns durch die Räume ihrer 2019 in Nutzung genommenen Verbundeinrichtung und lassen uns teilhaben an der lebendigen Umsetzung ihrer Idee zur Verzahnung von Theorie und Praxis bzw. Kita und Erzieherfachschule.

In der ersten Etage erwarten uns die Kleinsten in verschiedenen Situationen. Ohne ihren gewohnten Freitagsablauf zu stören, dürfen wir dabei sein, wie ein Teil der Krippenkinder mit großen Augen und kleinen Händen Apfelstücke schneidet – natürlich mit Hilfe ihrer Erzieherin und einem Sozialassistenten in Ausbildung. Niklas Sommerfeld (16) liebt das Lachen der Kinder, es hat ihn zu diesem Beruf gebracht. Speziell für diese Erzieherfachschule mit Kita in einem Haus als Praxisstätte hat er sich entschieden, weil ihm das Konzept des monatlichen Wechsels von Theorie und Praxis so gut gefällt. „Ich kann immer wieder kommen und zwischen den Kindern und mir entsteht eine Bindung, die für alle förderlich ist“, erzählt er voller Begeisterung. Er fühlt sich durchgehend unterstützt, von der Vorbereitung von Projekten über die Durchführung und regelmäßige Auswertung bis hin zur eigenen Persönlichkeitsförderung. Das bestätigt auch Lena Rohde (19), die im Haus bereits die Ausbildung zur Erzieherin begonnen hat und gerade in der 2.Etage, der Kindergartenebene, eingesetzt ist. Sie schätzt die Möglichkeiten, die Kinder von „ganz klein“, wie sie sagt, „bis groß im Entwicklungsprozess zu begleiten. Ich sehe, was sie lernen, wie sie lernen und kann das auch noch unmittelbar unterstützen.“ Die Herausforderungen mit den Kindern, die sie erlebt, kann sie im folgenden Schulmonat im Unterricht besprechen und anschließend mit denselben Kindern dann weiterarbeiten. Sie hat von diesen Vorteilen schon während ihrer hier absolvierten Ausbildung zur Sozialassistentin profitiert, auch für sich selbst, wie sie erzählt.

Die Staatliche genehmigte Ersatzschule, die wir anschließend in der dritte Etage besichtigen, arbeitet aktuell mit insgesamt 46 Praxisstätten in regionaler Weite zusammen. Das schafft auch Fachkräftebindung, die gerade für kleinere Einrichtungen im ländlichen Bereich existenziell ist. Die vielfältigen Träger sind dankbar für das Konzept des monatlichen Wechsels, weil abwechselnd jeweils ein Sozialassistent*in bzw. Erzieher*in in Ausbildung und damit durchgehend eine eingearbeitete Hilfe im Haus ist. Auf diese Weise gelingt zudem qualitative Bildung auf Basis von Bindung. Es ist eine gegenseitige Bereicherung. Begleitet von Praxismentor*innen begegnet man den Herausforderungen des Alltags mit den Kindern gemeinsam. „Die Kinder sind alle verschieden und besonders. Sie verlangen individuelle Herangehensweisen, damit wir ihre Kompetenzen breit fördern können“, beschreibt Dörte Joost den Anspruch des Hauses und meint damit auch die Entwicklung der Auszubildenden. Das zweigeteilte, aufeinander aufbauende Konzept der Erzieherfachschule entspricht den landesrechtlichen Vorgaben Mecklenburg-Vorpommerns. „Es ist aber nicht zu verwechseln mit der Erzieher*innenausbildung , die nur für 0-10-jährige zugelassen ist“, sagt Anja Graeff. Die Schulleiterin legt Wert darauf, dass die Absolventen wissen, sie können nach diesem Abschluss deutschlandweit beruflich Fuß fassen.

Wir wünschen uns natürlich, gute Fachkräfte bleiben bei uns im Land und Ministerin Drese ist sich nach diesem Einblick sicher: „Sie haben hier etwas ganz Besonderes geschaffen, da können sich durchaus auch zukünftige Kitaleiter*innen entwickeln“. Die beiden Geschäftsführerinnen überzeugen mit Persönlichkeit und selbstverständlich fachlich mit entsprechend abgeschlossenen Masterstudien. Natürlich gibt es Fragen und Wünsche der Verbesserung, die wir mitnehmen. Stefanie Drese hat von bislang unberücksichtigt gebliebenen Faktoren erfahren. Sie kann und will das in die in die nächsten Verhandlungen mit den Landkreisen einbringen. Ganz besonders für die Schüler*innen wird es wichtig werden, ihre täglichen Fahrtkosten ähnlich wie ein AZUBI-Ticket in der Förderung des Landes zu berücksichtigen. Ich denke, wir sollten selbst auch noch mehr und besser die Theorie mit der Praxis verbinden.

Es war ein im wahrsten Sinne lehrreicher Besuch heute und ich wünsche allen Beteiligten der LernWert gGmbH weiterhin viel Erfolg und Freude bei ihrer Arbeit mit und für unsere Zukunft.